Abtei Das Abteigebäude: Sitz der Essener Justizbehörden von 1812 bis 1863
Amtsgericht um 1863 Das Gebäude des Kreis- und Amtsgerichts von 1863 bis 1912
Das von 1908 bis 1913 erbaute und am 17. Mai 1913 eingeweihte Justizgebäude in der Zweigertstraße Das von 1908 bis 1913 erbaute und am 17. Mai 1913 eingeweihte Justizgebäude in der Zweigertstraße
Ein Trümmerhaufen - das im Jahre 1943 durch Ein Trümmerhaufen - das im Jahre 1943 durch Bomben zerstörte Justizgebäude an der Zweigertstraße
Die Frontansicht des Justizgebäudes am Ende des 20. Jahrhunderts Die Frontansicht des Justizgebäudes am Ende des 20. Jahrhunderts

 

Die Geschichte der Stadt Essen und damit auch die der Justiz in dieser Stadt ist über 1000 Jahre alt. Sie beginnt, als Bischof Altfrid im Jahre 852 am Platz des Essener Münsters eine erste Kirche errichten ließ und ein freiweltliches Damenstift gründete, dem Selbstständigkeit und unter anderem die Gerichtshoheit übertragen wurde. Die Herrschaft der Äbtissinnen und damit auch ihr wechselvoller Kampf um die Gerichtshoheit in den Jahrhunderten endete im Jahre 1803, als der preußische König Friedrich Wilhelm III. von dem Stift und der Stadt Essen Besitz ergriff.

Die politische Entwicklung ließ es in den folgenden Jahrzehnten zunächst weiterhin nicht zu, in den deutschen Einzelstaaten einen einheitlichen Gerichtsaufbau zu schaffen. Erst nach der Reichsgründung im Jahre 1871 konnte am 1. Oktober 1879 das Gerichtsverfassungsgesetz in Kraft treten, das unter anderem den Gerichtsaufbau in der ordentlichen Gerichtsbarkeit so vorsah, wie wir ihn auch heute kennen.

Entsprechende Vorbereitungen mussten in den Einzelstaaten getroffen werden, insbesondere waren Amtsgerichte zu errichten. Mit königlich-preußischer Verordnung vom 26. Juli 1878 in der Bekanntmachung vom 19. August 1878 wurde für die preußischen Staaten die Errichtung von 215 Amtsgerichten angeordnet; hierzu gehörte auch das Amtsgericht Essen.

Die Geschichte des Amtsgerichts Essen ist räumlich eng verbunden mit der des Landgerichts. Bereits die „Vorläufer“ beider Behörden, nämlich das Kreis- und Stadtgericht, teilten sich seit dem Jahre 1815 die Räumlichkeiten in der Akazienallee (hinter dem Ostchor der Münsterkirche). Im Jahr 1863 erfolgte ein Umzug in einen Neubau am III. Hagen. 1865 zog auch die Staatsanwaltschaft Essen in das Gebäude ein.

Bereits ab dem Jahre 1879 wurde das Gebäude für die stetig wachsenden Aufgaben zu klein. Auf dem Nachbargrundstück (dem früheren Gelände des Finanzamtes Essen-Nord) wurde ein weiteres Gebäude errichtet, das im Jahr 1884 durch das Landgericht bezogen wurde. Auch diese Maßnahme entsprach aufgrund des großen Wachstums der Stadt schon 20 Jahre später nicht mehr den Anforderungen. In der Zeit von 1908 bis 1913 wurde deshalb das heutige Gebäude des Amts- und Landgerichts an der Zweigertstraße errichtet, in dem auch der Staatsanwaltschaft Raum gegeben wurde.

Das neue Gebäude verfügte mit seiner barocken Fassade über weiträumige Säle und ein großzügiges weit ausschwingendes Treppenhaus. Es galt als eines der schönsten Justizgebäude im Königreich Preußen.

Hiervon war nach dem Ende des zweiten Weltkrieges 1945 nicht mehr viel zu erkennen. Das Gebäude soll von insgesamt zwölf Bomben getroffen worden sein. Große Teile des Gebäudes waren zerstört. Nachdem in den ersten Jahren nach dem Krieg mit provisorischen Behelfslösungen gearbeitet wurde, begann 1950 der Wiederaufbau, der mit der Einweihung im Jahre 1956 abgeschlossen wurde.

In den Jahren 1974/75 wurde das Justizgebäude durch einen Anbau erweitert, in dem sich 22 Sitzungssäle sowie die Kantine befanden und in dem zeitweise auch die Abteilung für die Ausbildung von Rechtsreferendaren Räume nutzte.

Die Mitarbeiter des Amtsgerichts werden in Umfragen und sonstigen Erfassungen für ihren Dienst gegenüber dem Bürger häufig besonders gelobt; trotzdem verhinderte diese allgemeine positive Sicht es nicht, dass durch einen feigen Anschlag ein Amtsrichter in seinem Dienstzimmer 1998 ermordet wurde.

Dieses traurige Ereignis veranlasste den beschleunigten Einbau einer bereits geplanten Sicherheitsschleuse im Eingangsbereich im Jahre 1999.

In dem in den Jahren 1974/75 errichteten Saaltrakt wurden im Jahr 2002 bei Messungen Schadstoffe festgestellt. Die Messwerte ließen einen weiteren Betrieb des Gebäudes zu. Da jedoch zudem Brandschutzmängel bestanden und das Gebäude weder in Größe noch in Funktion und Raumzuordnung den Anforderungen an ein modernes, mitarbeiter- und bürgerfreundliches Justizgebäude entsprach, wurde im Februar 2014 mit den Bauarbeiten für einen neuen Saaltrakt des Justizzentrums Essen begonnen. Neben der Nutzung durch das Amts- und Landgericht Essen sollte auch das Arbeitsgericht Essen, das bis dahin im Gebäude des Landessozialgerichts untergebracht war, dort Büros und Sitzungssäle erhalten. Im Jahr 2015 wurde eine neue Sicherheitsschleuse eingebaut.

Die Bauarbeiten an dem neuen Saaltrakt wurden im ersten Quartal 2016 beendet. Er enthält ein Sockelgeschoss und fünf weitere Geschosse. In dem Gebäude befinden sich insgesamt 35 Säle (16 für das Landgericht, 15 für das Amtsgericht und vier für das Arbeitsgericht), hiervon verfügen 14 Strafsitzungssäle über die Möglichkeiten für eine separate Vorführung der Angeklagten. Die Säle wurden – auch im Hinblick auf die Einführung der elektronischen Akte – mit modernster Kommunikationstechnik ausgestattet. Zudem gibt es eine neue Kantine mit Küche, in der bis zu 600 Essen täglich zubereitet und serviert werden können. Seitens des Amts- und Landgerichts Essen wurde der Sitzungsbetrieb am 29.02.2016 aufgenommen. Das Arbeitsgericht zog am 01.03.2016 um.